…und dann gingen wir in das Dachgewölbe des Bonner Münsters
Am 16. Oktober war es so weit: Eine Gruppe von 11 Senioren:Innen traf sich vor dem Bonner Münster und wartete auf den Führer. Pünktlich um 14:00 Uhr erschien dieser in Form einer Führerin. Leider wusste sie nicht, weshalb die Gruppe hier zusammengekommen war. Sie nahm an, man wollte nur die Basilika besichtigen, aber von einem betretbaren Dachgewölbe und den dorthin führenden 110 Stufen, welches eigentlich der Hauptgrund der Zusammenkunft war, hatte sie nichts gehört.
Zunächst machte sich etwas Unmut in der Gruppe breit, aber unsere Führerin begann mit der Führung durch die Kirche, die nach erfolgter Renovierung jetzt wieder im neuen Glanz auf uns wartete. Da wir jedoch bereits vor einiger Zeit eine Führung dort erlebten, war das Interesse sehr begrenzt. Plötzlich sahen wir einen netten Herrn, der, so schien es, auf etwas wartete. Diesen sprach ich an und es war Martin Brummer, der uns auf den Dachstuhl der Basilika bringen sollte.
Zunächst gingen wir mit ihm über 30 Stufen auf die Orgelempore zur dortigen Klais-Orgel mit ihrer wechselvollen Geschichte. Von hier oben hatten wir einen wunderschönen Blick auf das Langschiff der Kirche. Wir erfuhren, dass schon um das Jahr 1230 die ersten Klänge durch die Kirche hallten. Im Jahr 1652 wurde im Westchor des Münsters eine neue Orgel errichtet, auf der bis in die 1920er Jahre gespielt wurde. Während dieser Zeit erhielt die Orgelbauwerkstatt Klais aus Bonn den Auftrag, eine neue große Münster-Orgel zu erbauen. Leider wurde diese Orgel durch eine Luftmine während des Krieges stark beschädigt. Aus den noch brauchbaren Teilen baute die Firma Klais bis 1948 eine Behelfsorgel, die bis 1961 ihren Dienst tat; dann schließlich zog die jetzige Orgel ins Bonner Münster ein, die am 12. November desselben Jahres eingeweiht und mit mehr als 5.000 Pfeifen ausgerüstet wurde. Auch die Technik ist heute auf dem neuesten Stand: mit dem so genannten Setzer können über einen Touchscreen u.a. Loops eingespielt, 100.000 Registrierungen gespeichert und zusätzliche Registermischungen kreiert werden. Der so genannte Orgelprospekt, der von Manfred Saul gestaltet wurde, faszinierte die Gruppe. Nicht nur biblische Begebenheiten sind hier festgehalten, sondern auch aktuelle Ereignisse der Entstehungszeit, beispielsweise die erste erfolgreiche Transplantation eines menschlichen Herzens oder Astronauten im All. Saul interpretierte die Orgelanlage von ihrer Pfeifenarchitektur als ein großes Segelschiff.
Und dann begaben wir uns endlich über ca. 80 Stufen in das Dachgewölbe dieser imposanten Kirche. Hier erklärte Martin Brummer, wie die Westseite der Basilika im Krieg zerstört worden war und man mit einfachen Ziegelsteinen diese notdürftig wieder hochgezogen hatte. Außerdem erklärte er die verschiedenen Gewölbe, die sich unter uns über das gesamte Langschiff erstreckten, nebst den verschiedenen Kabeln und Löchern, die für die Belüftung der Kirche und die Halterung der Beleuchtungskörper dienen.
Fazit: Es war eine interessante Führung! Die anfänglichen Schwierigkeiten gerieten sehr schnell in Vergessenheit und die ca. 110 Stufen über eine Wendeltreppe konnten durch die körperliche Fitness der Teilnehmer:Innen leicht bewältigt werden.
Helmut Otto